Verleihung der 85th Academy Awards, 24.02.2013 (AMPAS) |
00:25 Uhr: Meine Eltern habe ich ins Bett geschickt und bin
ins Wohnzimmer vor den einzigen Fernseher im Haus mit akzeptabler Größe
gezogen. Schokolade steht bereit, ich stecke im perfekten Jogginghosen-Halbschlaf-Outfit
und überlege noch immer, ob ich mit der Koffeinzufuhr lieber vorbeugend
beginne, oder erst wenn es ernst wird.
00:40 Uhr: Ich rege mich über die Pro7-Moderatoren auf.
Wieso die Topmodel-Gewinnerin? Was hat die mit Film am Hut? Ich meine, ich
hätte das auch gemacht.
01:10 Uhr: Jane Fonda ist an Steven Gätjen vorbeigegangen.
Er fertigt Gael Garcia Bernal ab. Nachher will er Anne Hathaway mit einem
Schnitzel-Ruf abfangen. Die Taff-Tante kriegt unterdessen vor laufender Kamera
eine Gesichtsmaske in dem Laden, in dem auch schon VWX und XYZ waren.
01:20 Uhr: Steven Gätjen – blamiert von der jüngsten
Nominierten ever. Danke Quvenzhané Wallis. Wenn der Moderator blöde Fragen
stellt, einfach nicht antworten.
01:30 Uhr: ABC übernimmt – Gätjen ab sofort nur noch in den
Werbepausen. Plötzlich wirkt alles so professionell.
01:36 Uhr: Deutsche Schauspielkollegen heucheln Freude für
Christoph Waltz. Amerikanische Moderatorin mit Feuermelderstimme vergleicht
ihre Körpergröße mit Bradley Coopers Mutter und lässt sich von ihm zurück in
ihre Schuhe helfen. Nicole Kidman versucht sich an einem richtigen
Gesichtsausdruck.
01:43 Uhr: ABC feiert sich als Förderer junger Filmmenschen.
Die erste Müdigkeitswelle schlägt über mir zusammen. Die Schauspieler sind alle
in Begleitung ihrer Mütter. Oder war das
wieder Kristin Chenoweth?
02:00 Uhr:
Jennifer Aniston: „This is an important night in our industry.“ Ach, für die Mode-Branche?
02:13 Uhr: Enthüllung des #oscarmystery. Dorothys rote
Schuhe aus The Wizard of Oz stehen in einer Glasvitrine auf dem roten Teppich
herum. Ähm, wieso eigentlich? Und endlich weiß ich, woran mich Halle Berrys
Kleid erinnert: an die Roboter-Maria aus Metropolis.
02:26 Uhr: Die Red Carpet-Show ist zu Ende. Oh Gott, und ich
bin jetzt schon so müde. Aber die Taff-Tante und das Topmodel-Blondchen regen
mich immer noch auf.
02:37 Uhr: Die Show hat begonnen. Seth MacFarlane singt
einen billigen Song über Brüste. Captain Kirk schwebt über allem. Oh, jetzt eine
Tanzeinlage mit Joseph Gordon-Levitt und dem Potter-Darsteller, wie heißt der
noch gleich?
02:47 Uhr: Noch eine Tanzeinlage. Irgendwie sieht diese
Oscar-Verleihung aus wie eine Neuauflage von The Artist, nur diesmal in Farbe
und mit Ton.
02:29 Uhr: Endlich die erste Verleihung! Daumen drücken für
Philip Seymour Hofman! … Aaaaach Christoph Waltz. Der IMMER die gleiche Rolle
spielt. Man. Aber immerhin heult er fast, und es sieht ehrlich aus. Das nimmt
mir irgendwie alle Argumente gegen ihn.
Christoph Waltz und Jamie Foxx in Django Unchained (Tarantino, USA 2012, Sony Pictures) |
02:59 Uhr: Ein Kilt auf der Oscar-Bühne!
03:09 Uhr: Wehe, die Avengers gewinnen Special Effects… … … Life of Pi! Yes! Endlich mal kein FX-DemoReel. By the way: Wach bleiben, Katrin! Wach bleiben! Und die erste Rede, die vom Orchester abgewürgt wird! Ich hab ja so drauf gewartet.
03:09 Uhr: Wehe, die Avengers gewinnen Special Effects… … … Life of Pi! Yes! Endlich mal kein FX-DemoReel. By the way: Wach bleiben, Katrin! Wach bleiben! Und die erste Rede, die vom Orchester abgewürgt wird! Ich hab ja so drauf gewartet.
03:15 Uhr: Montage von Flight. Jedes Mal bin ich unbegeistert
von den Bildern, bis Gimme Shelter reinkommt. Bin ich so leicht zu
manipulieren? Habe vorhin übrigens einen Artikel gelesen, der mir ankündigt,
gerade die längste Oscar-Show überhaupt zu sehen. Hm… Koffeinkick? Vorschlafen?
Wachbleiben und den Montag verschlafen? Denken wird langsam schwieriger.
03:17 Uhr: JA! Costume Design für Jacqueline Durran – Anna
Karenina. Absolut verdient. Und keins der billigen Schneewittchen! HA! Und
wieso haben die Gewinner fürs Beste Make-Up und Hairstyling eigentlich selbst
immer so furchtbare Frisuren?
Anne Hathaway in Les Misérables (Hooper, USA/UK 2012, Universal Pictures) |
03:25 Uhr: Shirley Bassey singt Goldfinger im Goldfummel. Oh
weh. Die gute Frau ist halt keine 25 mehr.
03:26 Uhr: Ihre Stimme fängt sich. Das Kleid bleibt schlimm.
03:35 Uhr: Oh, diverse Liveblogs haben mich von der letzten
Verleihung abgehalten. Multitasking morgens um halb vier!? Ich glaube nicht. Es
fällt mir zunehmend schwer, den Reden zu folgen. Lieber wieder Songs über
Brüste.
03:50 Uhr: Amour gewinnt Best Foreign Picture. Damit ist es
wohl sicher: Best Picture für Lincoln oder Argo.
Daniel Day-Lewis in Lincoln (Spielberg, USA 2012, 20th Century Fox) |
03:53 Uhr: John Travolta sieht immer mehr aus wie ein
breiter, gealterter und gebotoxter Tom Cruise. Aber ein großes WOW! für die
Stimme von Jennifer Hudson. Trotzdem wirken die Showeinlagen, die an Hollywoods
jüngere Musicals erinnern sollen, schon ein wenig angestrengt.
04:03 Uhr: Helena ist da! MEINE Helena Bonham Carter! Sie
sieht so schön skeptisch aus. Ach, ich liebe diese Frau. Der komplette Cast der
Elenden ist zum Chorgesang angetreten. Sie ist die Beste, und eigentlich hat
sie bestimmt keine Lust. Das trifft auch auf Russell Crowe zu. Alle mal Ohren
zuhalten.
04:15 Uhr: Thor holt sich seinen Oscar ab. Sound Editing für
den Bin Laden-Film. Und noch einer für Skyfall. Wir haben den ersten Tie seit
1994! Und übrigens ist das hier die Oscar-Show der langhaarigen Typen und
kurzhaarigen Frauen.
04:24 Uhr:
Anne Hathaway gewinnt Supporting Actress. Nicht wirklich überraschend,
aber ich hätte es ja eindeutig auch Amy Adams gegönnt. Oh man, wir haben noch
einiges vor uns…
Szene aus Life of Pi (Lee, USA/Tw 2012, 20th Century Fox) |
04:35 Uhr: Endlich Adele mit Skyfall. Aua, da ging ein Ton
daneben. Okay, zweiter Refrain gerettet. Wirkt etwas uninteressiert, die Gute.
Aber bei ihr ist das schon Jammern auf hohem Niveau.
04:42 Uhr: Nicole Kidman versucht wieder einen
Gesichtsausdruck. Auftritt Kristen Stewart, so als Hermine-Ersatz neben Daniel
Radcliffe. Man, sieht die fertig aus. Ob sie sich die vielen Goldenen Himbeeren
zu Herzen nimmt? Selma Hayek kündigt mit hocherotischem Akzent die Honoraries
an.
05:00 Uhr: Barbra Streisand singt im Rahmen des Memoriam,
und ich find‘s gar nicht schlecht. Liegt das jetzt an meiner Müdigkeit? Noch
acht Vergaben. Ich beginne den Countdown zum Schlafen gehen. Wieder goldene
Glitzerkleidchen auf der Bühne. Und Life of Pi gewinnt Original Score.
05:14 Uhr: Schon wieder Musik, diesmal Norah Jones. Ich kann
mir nicht helfen, ich mag die einfach nicht. Ist im Grunde nur etwas bessere
Fahrstuhlmusik. Ihre Schwester dagegen… Unterdessen ist im oberen Stockwerk
mein Vater wieder aufgestanden.
05:23 Uhr: Auweia, der winzige Dustin Hoffman neben der
großen, Erzengel-gleichen Charlize Theron. Was für ein Bild. Argo gewinnt
Adapted Screenplay. Der Autor wirkt etwas wie auf Speed. Und nun Original
Screenplay! Oh bitte, Moonrise Kingdom! … … … Tarantino, ungekämmt. Ich kann ihn nicht
mehr sehen.
05:32 Uhr: „It’s late“, sagt Seth. Wie bitte!? Bei mir ist
es 05:32, du Lappen!
05:34 Uhr: Ang Lee gewinnt den Regie-Oscar für Life of Pi.
Halleluja, nicht Spielberg! Und schon wieder eine Werbepause. Kommt jetzt
wahrscheinlich vor jeder einzelnen Vergabe.
Jennifer Lawrence in Silver Linings Playbook (Russell, USA 2012, Presse Senator) |
05:40 Uhr: Boah, sieht Kristen Stewart gelangweilt aus. Ich
hab allerdings auch so langsam meine Probleme. Jetzt aber Beste
Hauptdarstellerin. Jessica Chastain wird’s machen. Emmanuelle Riva sollte... Jennifer
Lawrence macht‘s. Ok, kann ich akzeptieren.
05:45 Uhr: Meine Meryl Streep ist endlich da. Ohne sie wären
das ja auch keine richtigen Oscars. Und jetzt Daumen drücken für Joaquin
Phoenix! Wird eh nix… Na, wer sagt’s denn – Daniel Day-Lewis. Macht Witze über
einen Rollentausch mit Meryl. Er als Maggie Thatcher? Well…
05:52 Uhr: Michelle Obama hält eine Baukastenrede, die auf
so ziemlich jeden Film passt. Jack Nicholson präsentiert die Nominierten. Na,
ob es Argo macht? Schade, dass Beasts of the Southern Wild so gar keine Chance hat
… Trommelwirbel… Jawoll, Argo. Unnu? Ben
Affleck ist GANZ dezent aufgeregt. Aber wirklich nur ganz dezent. Herrjee, und
nun schon wieder diese Kristen Chenoweth. Ist es schlimmer, wenn sie spricht
oder wenn sie singt?
Das ist mein Stichwort. Ab ins Bett. Over and out.
Ben Affleck in Argo (Affleck, USA 2012, Warner Bros.) |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen