Anna Karenina, To Rome with Love, Shame, The Iron Lady, The Artist - Kino 2012 |
Er kommt spät, aber er kommt. Mein kleiner, bescheidener Rückblick über das Kinojahr 2012. Mein
Weg führte mich leider nicht mit so schöner Regelmäßigkeit in die
altehrwürdigen Lichtspielhäuser, wie ich mir das vielleicht gewünscht
und vorgestellt habe - und so stelle ich hier keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Blockbuster spare ich aus, denn über die steht wahrlich
schon genug in den undurchdringlichen Weiten des Internets. Obwohl es
auch in diesem Jahr einige gab, die mich überzeugen konnten. The
Avengers zum Beispiel. Und ich hoffe auch noch immer auf den Hobbit.
Aber nun Licht aus und Vorhang auf für eine kleine Filmrevue 2012.
Jean Dujardin in The Artist (Hazanavicius, FR/USA 2011, DCM Film Distribution) |
Mein erster Lieblingsfilm stammt genau genommen aus dem Jahr 2011 - in die deutschen Kinos kam er aber erst im Januar, und so ist er zu einem Platz in der Liste absolut berechtigt. In The Artist spielen Jean Dujardin und Bérénice Béjo ein glamouröses Schauspielerpaar in der Ära des Stummfilms - das Ganze in schwarz-weiß und ohne Ton. Was gemeinhin als Kassengift gilt, traf in diesem Fall einen Nerv. Mit all seinem charmanten Witz und kluger Selbstreflexion erinnerte mich The Artist an das zur gleichen Zeit spielende Kultmusical Singin' in the Rain und ließ mich ganz nostalgisch das Goldene Zeitalter Hollywoods herbeisehnen.
Michael Fassbender in Shame (McQueen, UK 2011, EuroVideo) |
Schon bald darauf saß ich wieder gefesselt in meinem Kinositz. Sex sells, sagt ein geflügeltes Wort, und da ist was dran. Shame von Alexander McQueen zeigt allerdings eher die hässliche Kehrseite der schönsten Nebensache der Welt. Für Brandon ist Sex nicht mehr schön, und er ist auch keine Nebensache mehr - denn Brandon ist sexsüchtig. Für mich ist Shame der Film mit der dichtesten Atmosphäre des Jahres. Ob Michael Fassbender völlig emotionslos mit zwei perfekt gebauten Frauen auf einmal schläft oder seine Schwester (Carey Mulligan) ihre verletzliche Version des Sinatra-Klassikers "New York" interpretiert - die in den Bildern gebannte Stimmung übertrug ihre Wirkung ganz unvermittelt und direkt auf mich.
Meryl Streep in The Iron Lady (Lloyd, UK/FR 2011, Concorde Home Entertainment) |
Sie ist einfach die Allergrößte. Sie kann Nonnen spielen oder Köchinnen, biestige Chefinnen, zupackende Farmerinnen oder auch einfach nur eine x-beliebige Rolle in einer x-beliebigen RomCom - sie trägt den Film, das ist so gut wie garantiert. In The Iron Lady schlüpfte Meryl Streep dann in eine hochgradig politische Rolle und verkörperte die legendäre britische Premierministerin Margaret Thatcher. Und selbst wenn das Werk der Regisseurin Phyllida Lloyd einige dramaturgische Schwächen aufzuweisen hat - Meryl Streep schafft es mal wieder, alles rauszureißen.
Penélopé Cruz, Alessandro Tiberi u.A. in To Rome with Love (Allen, USA/IT/ES 2012, Tobis Filmverleih) |
Alle Jahre wieder hängen im Spätsommer die Plakate zum neusten Streich von Woody Allen vor den großen und kleinen Filmpalästen. Ich bin dann sofort dabei, denn von keinem anderen Regisseur lasse ich mich lieber über meinen aufgesetzten Pseudointellekt belehren - inklusive Augenzwinkern, versteht sich. Dieser Teil seiner europäischen Phase spielt im pulsierenden Rom, und Stars wie die entwaffnende Penélopé Cruz, Ellen Paige oder Alec Baldwin spielen sich gegenseitig an die Wand. Nach dem etwas enttäuschend oberflächlichen Midnight in Paris hat mich Woody 2012 wieder restlos überzeugt - und nebenbei auch hervorragend unterhalten.
Keira Knightley in Anna Karenina (Wright, UK 2012, UPI) |
Etwas skeptisch war ich ja schon. Das Jahrhundertwerk von Tolstoi, ein russischer Klassiker, umgesetzt von einem britischen Regisseur mit einer dürren Darstellerin in der Titelrolle, die sich zum hundertsten Mal für einen Film in viktorianische Kostüme zwängt. Das hätte gewaltig in die Hose gehen können - oder in diesem Fall eher in den bauschigen Unterrock. Aber Joe Wright bewies Mut und inszenierte seine Interpretation von Anna Karenina als opulentes Theaterstück mit unerhört schönen Menschen in beinahe dekadenter Ausstattung. Der Ausgang des Filmes war klar - den Blick konnte ich trotzdem zu keinem Zeitpunkt von der Leinwand abwenden.
Drive, Beasts of the Southern Wild, Moonrise Kingdom, Hugo Cabret, Best Exotic Marigold Hotel |
Wer würde das schon lesen, wenn ich diesen Post nun noch weiter fortführte? Moonrise Kingdom fällt mir ein, der neuste Streich von Wes Anderson, der zweifelsohne zu den besten Filmen des Jahres zählt - den ich aber leider nicht direkt im Kino gesehen habe. Ryan Gosling war großartig in Drive, Hugo Cabret hat mich bezaubert, Best Exotic Marigold Hotel war eine überraschend frische Komödie, und zuletzt wurde ich von einem kleinen Mädchen in Beasts of the Southern Wild durch ihre aufregende Welt geführt.
Und nun folgt 2013. Silver Linings Playbook ist seinen Eintrittspreis in jedem Fall wert, genau wie The Master, und im Sommer gibt es dann ganz bestimmt auch den nächsten Woody Allen. Ich freu mich schon.
Und nun folgt 2013. Silver Linings Playbook ist seinen Eintrittspreis in jedem Fall wert, genau wie The Master, und im Sommer gibt es dann ganz bestimmt auch den nächsten Woody Allen. Ich freu mich schon.
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